Unlimitierter Wuchs bei Wasserpflanzen

Unlimitierter Wasserpflanzenwuchs wird durch besonders üppige Düngerzugaben erreicht, bei denen im Unterschied zu limitierten Ansätzen Phosphat unlimitiert zugeführt wird. Der Estimative Index ist ein Düngekonzept, das sich dem unlimitierten Wuchs verschrieben hat.

Der Estimative Index

Kurz zusammengefasst soll mit dem Estimative Index eine permanente Nährstoffversorgung der Pflanzen sicher gestellt werden. Dies geschieht über recht üppige Nährstoffzugaben, welche mit einem 50 %igen Wasserwechsel einmal pro Woche auf einem konstanten Niveau gehalten werden. Wassertests sind bei dieser Düngemethode nicht nötig, da die Wasserwechsel eine Anreicherung der Nährstoffe verhindern und so das Becken vor toxischen Nährstoffkonzentrationen schützen.

Wasserpflanzen

Grundlage für diese Düngemethode waren Tests von Tom Barr, bei denen er zunächst die maximale Aufnahmerate an Nährstoffen ermittelt hat. Die Versuche hierfür wurden mit einer sehr hohen Lichtleistung (450 micromol/m2/s bei 8 cm Entfernung von der Lichtquelle) und hohen CO2-Werten über einen Zeitraum von ca. 3 Wochen durchgeführt. In einem zeitlichen Intervall von 24 Stunden konnten folgende Verbrauchswerte der Pflanzen ermittelt werden:

Nährstoff Verbrauch
NO3 1-4 mg/l
NH4 0,1-0,6 mg/l
PO4 0,2-0,6 mg/l

Die Zugabe einer geringeren Menge an Nährstoffen impliziert keine Mangelsymptome bei den Pflanzen, sondern die maximale Aufnahmerate verdeutlicht nur, dass eine Nährstoffzufuhr über diesen Werten keine weitere Wuchssteigerung bewirkt. Eine Zufuhr an Nährstoffmengen über diesen Maximalwerten führt demnach zu keinem verbesserten Wuchs und kann sogar bei extremer Anreicherung der Nährstoffe problematisch für Tiere und Pflanzen werden.

Unter Vorgabe des maximal täglichen Verbrauchs der Wasserpflanzen wird eine Nährstoffversorgung mit folgenden Werten angestrebt:

Nährstoff Zielwert
CO2 25-35 mg/l
NO3 5-30 mg/l
K 10-30 mg/l
PO4 1,0-3,0 mg/l
Fe 0,1-0,5 mg/l

Wasserpflanzen

Hinsichtlich der Nährstoffvorgaben erkennt man einen recht hohen PO4 Wert, welcher maßgeblich den Unterschied dieses Düngesystems zu anderen verdeutlicht. Der Estimative Index geht grundsätzlich davon aus, dass eine erhöhte gleichmäßige Nährstoffzufuhr keine Algen auslöst, sondern dass Nährstoffmängel, einhergehend mit schlechtem Pflanzenwuchs, für Algen verantwortlich sind. Nach Tom Barr kann es allein bei einer sehr üppigen Stickstoffdüngung mit Ammonium (NH4) unter viel Licht und mit CO2-Eintrag relativ schnell zu einer Algenblüte kommen. Diesem Problem kann man entgegenwirken, indem nitrathaltige statt ammoniumhaltiger Nährsalze für die Stickstoffversorgung gewählt werden. Tom Barr zieht im Besonderen eine Studie von Bachmann et al. heran, bei der kein Zusammenhang zwischen Algenwuchs und Phosphatzufuhr festgestellt werden konnte, so lange ausreichend Wasserpflanzen vorhanden sind. Die Studie beschäftigt sich mit der Nährstoffanreicherung in Seen in Florida und den Auswirkungen auf Pflanzen- und Algenwuchs. Gerade Floridas Gewässer lassen sich mit ihren tropischen Temperaturen und oft klaren, flachen und üppig bewachsenen Seen sehr gut mit unseren Aquarien vergleichen und geben gemäß Tom Barr daher einen besseren Einblick als limnologische Untersuchungen von Kaltwasserseen.

Die Dosierung sieht beim Estimative Index folgende Nährstoffzufuhr pro Tag vor, um die zuvor erwähnten Zielwerte zu erreichen und zu halten:

Nährstoff Zufuhr
NO3 4,6 mg/l
K 3,25 mg/l
PO4 0,9 mg/l
Fe 0,5-1 ml Mikro Basic Eisen auf 40 l

Die Düngung mit Aqua Rebell Produkten würde wie folgt realisiert werden:

5 ml Makro Basic Estimative Index auf 40 Liter am Tag
0,5-1 ml Mikro Basic Eisen auf 40 Liter am Tag

Unter einem Eisenvolldünger ist hier ein Mikronährstoffdünger zu verstehen, welcher neben Eisen auch alle anderen für die Pflanzen essenziellen Mikronährstoffe zuführt. Nur durch die Kombination von Eisen und Mikronährstoffen können die Pflanzen aus dem Vollen schöpfen.

Die Dosierung der Nährstoffe wird beim klassischen Estimative Index versetzt durchgeführt. An einem Tag dosiert man die doppelte Menge der Makronährstoffe und am folgenden Tag die doppelte Menge Mikronährstoffe. Diese abwechselnde Dosierung wird dreimal pro Woche durchgeführt und darauf einen Tag mit der Dosierung pausiert. Die untere Tabelle soll den Wochenablauf für ein 160 Liter Aquarium verdeutlichen:

Tag Makronährstoffe Mikronährstoffe
Montag - 4 ml Mikro Basic - Eisenvolldünger
Dienstag 40 ml Makro Basic - Estimative Index -
Mittwoch - 4 ml Mikro Basic - Eisenvolldünger
Donnerstag 40 ml Makro Basic - Estimative Index -
Freitag - 4 ml Mikro Basic - Eisenvolldünger
Samstag - -
Sonntag 50% Wasserwechsel
40 ml Makro Basic - Estimative Index
-

Die absolut exakte Zugabe der Nährstoffmengen ist hier unerheblich, es sollten immer nur ausreichend Nährstoffe vorhanden sein. Dies spiegelt auch die Bezeichnung "Estimative Index" des Düngesystems wieder. Es wird abgeschätzt, wie viel an Nährstoffen zugegeben werden sollte.

Durch die permanent gewährleistete Nährstoffzufuhr beim Estimative Index kann es lediglich durch den CO2-Gehalt im Aquarium zu einer Limitierung beim Pflanzenwuchs kommen. Für einen optimalen Pflanzenwuchs mit dem Estimative Index ist daher eine relativ hohe und konstante CO2-Versorgung vonnöten.

Wasserpflanzen

Der Estimative Index sollte möglichst auf das eigene Becken angepasst werden, so dass immer ausreichend Nährstoffe vorhanden sind, jedoch auch nicht viel zu viel gedüngt wird. Eine viel zu hohe Dosierung an Nährstoffen über einen langen Zeitraum ist erstens für einige tierische Bewohner unangenehm und zweitens sehr unwirtschaftlich. Daher ist es ratsam, zunächst mit der Höchstdosis zu beginnen und diese alle zwei Wochen abzusenken, bis die Pflanzen langsamer oder auch schlechter wachsen. Wenn dieser Punkt erreicht ist, erhöht man die Düngerdosis wieder auf die letzte höhere Dosis, und die optimale Düngerzugabe ist ermittelt. Beim Estimative Index ist auch zu bedenken, dass dieses Düngesystem vorrangig für Becken mit guter Beleuchtung konzipiert wurde. Bei Aquarien mit geringerer Beleuchtung sollte auch die Zugabe der Nährstoffe eingeschränkt werden. Bei einem moderat beleuchteten Becken reicht unter Umständen schon eine normale Tagesdosis für die gesamte Woche.